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Lukas Leuenberger: Als Landwirt auf einem Ackerbaubetrieb in den USA

Angekommen auf der Farm

Seit fast zwei Wochen bin ich nun an meinem neuen Arbeitsort, in Edmore, ND; USA und es gefällt mir sehr gut. Es ist ein typischer Ackerbaubetrieb, auf dem ich das nächste halbe Jahr arbeiten werde.

Auf seinen 600 ha bewirtschaftet er Weizen, Gerste, Raps und Sojabohnen. Sofern ich das bereits beurteilen kann, ist die Bewirtschaftungsart, vor allem was das Maschinelle angeht, sehr anders als in der Schweiz. Viele Bauern besitzen enorm viele Maschinen, die nicht wie bei uns in der Schweiz ausgelastet werden.
Auf meinem Betrieb hat es drei Traktoren aus den 90er Jahren, die noch keine 6000 h besitzen. Auch die zwei modernen Traktoren haben sehr wenige Stunden auf dem Stundenzähler.

Jeder Traktor/jedes Fahrzeug besitzt seine Aufgabe. Der eine wird zum Grubbern gebraucht, der andere zum Striegeln, ein weiterer zum Säen und so weiter. Kaum ein Traktor besitzt mehr als drei Aufgabengebiete. Deshalb stehen sechs Traktoren, zwei Drescher, zwei Lastwagen und vier Autos auf dem Hof, aber nur zwei Arbeiter, nämlich mein Chef und ich (wir stehen natürlich nicht!!!) Vielleicht liegt dieser enorme Ressourcenverbrauch an dem amerikanischen Lebensstil: „The more you spend, the more you save.“  Je mehr Geld du ausgibst, desto mehr sparst du.

Der Frühling steht vor der Tür - es geht los

Der Schnee ist fast überall geschmolzen und der Boden trocknet langsam. Somit kommt auch wieder leben auf die Bauernhöfe. Traktoren werden aus den Unterständen gefahren, diverse Ölwechsel gemacht, Maschinen geflickt, geputzt, geschmiert und Saatgut gekauft und geliefert. Der Pflug gibt es nur noch auf dem grossen Maschinenfriedhof hinter der Scheune. Es scheint mir, als ob jeder Bauer versucht den grössten Friedhof zu haben :). Auch wenn vieles eingewachsen ist, ist es doch ein gutes Museum, in welchem sich die maschinelle Geschichte der amerikanischen Landwirtschaft zurückverfolgen lässt. So verliess der Pflug, damals schon 6-16Scharen, in den 90er Jahren weitgehend die Felder.
Wintergetreide oder Raps gibt es hier kaum, da die Winter sehr kalt und lange sind.

Sobald der Boden genug trocken ist, wird gegrubbert, gedüngt, gestriegelt und dann gesät. Anschliessend werden die Felder nur noch für die chemische Unkraut-, Schädlings- und Krankheitsbekämpfung befahren. Somit wird die ganze Düngermenge vor/während der Saat dem Boden zugegeben. Sobald die Saat auf den Feldern beendet ist, muss man eigentlich nur noch zuschauen wie alles wächst und auf eine ertragsreiche Ernte hoffen. Gibt es eine Missernte, hat der Bauer nichts mehr, verglichen zur Schweiz, wo jeder mehrere verschiedene Betriebszweige besitzt und sich auf diese abstützen kann.

So hat man den Sommer lang Zeit, Erntemaschinen und Silos vorzubereiten, aufzuräumen, bauen, reparieren… Im Herbst wird dann geerntet und der Ertrag in Silos aufbewahrt.

Im Winter oder sogar bis zur nächsten Ernte wird der Ertrag mit dem Lastwagen an die nächste Verladestation oder Mühle gefahren. Aber ich glaube, dass es im Winter sehr ruhig zu und her geht.

So sieht also der Jahresablauf eines typischen Bauernhofes aus. Da kein Vieh gehalten wird und somit auch kein Futterbau betrieben wird, gibt es enorme Arbeitsschwankungen.

 

Ackerbau in North Dakota

North Dakota mit rund 180'000 km2 ist ein Agrarstaat, aber auch reich an Erdöl, welches im Westen des Staates gefördert wird. Trotzdem dreht sich praktisch alles um den Ackerbau, welcher der Hauptwirtschaftssektor des Staates ist. Nicht umsonst bilden North- und South Dakota, Minnesota und weitere Staaten in dieser Region die Kornkammer der USA. Viele Agrarkonzerne, Traktoren- und Maschinenmarken kommen aus dieser Region, wie zum Beispiel John Deere, Ford, Case, Steiger, Versatile (Kanada) und auch Monsanto.

Roadtrip

Fliegen ist teuer, Benzin und Unterhalt des Autos billig und Flughäfen weit weg, so verwundert es nicht, dass die meisten mit dem Auto reisen. So habe auch ich meinen „Arbeitsweg“ von Kanada nach Edmore per Roadtrip quer durch Kanada und die USA zurückgelegt. Dabei habe ich viele schöne Orte, grosse Städte und freundliche Menschen angetroffen.

Naja, mal schauen was alles auf mich zukommt. Ich freue mich auf jeden Fall sehr auf die nächsten Monate, die Arbeit und Kultur. Ich geniesse die Zeit hier und bin dankbar für die Dinge, die ich hier lernen kann.

über 1 Jahr später - Wie ist der Stand?

Immer noch befinde ich mich in North Dakota und es gefällt mir nach wie vor. Es geht mir gut. Mein Betrieb befindet sich im Südwesten des Staates, in der Nähe von Carson. Wir bewirtschaften 20'000 acres wovon 12'000 Weiden sind und 8'000 Ackerbau. Auf den Ackerbauflächen produzieren wir Weizen, Körnermais, Sonnenblumen und Saatbohnen. Die Bewirtschaftungsart hier im Südwesten unterscheidet sich deutlich von derjenigen im Osten des Missouri Rivers. Man probiert, so viel Wasser wie möglich zu sparen. Alles wird direkt gesät und bei der Ernte wird der Weizen so hoch wie möglich abgeschnitten, sodass sich der Schnee besser in den Reihen lagert.

Mit der Weizenernte und Bohnenernte sind wir bereits fertig. Die Erträge bei den Bohnen waren gut, beim Weizen sogar hervorragend, bis dann ein heftiger Hagelsturm kam und wir auf den verbliebenen Flächen, zirka 1/3, einen Verlust von bis zu 70% hatten. Anfangs Oktober fangen wir dann mit der Mais- und Sonnenblumenernte an.